Hammelburger Geschichte(n)

Der Wengerts-Reiter

Wei getrink un Wei gebau!  Du, doos is fei zweerle!
Is dos erschte nou sou schöä - mecht dos annere müde Bee.
Doos Geschlöpp nauf auf die Barg, mit a Schanze Aarde
Do möicht ich nit mitgemach - Doos gäht in die Schwortä!
Drum denkt sich im Nochberschdurf e ganz gescheiter Hacker
Berüm hoo ich echetlich n' Gaul, dou nit blos für mei Aecker?
Mit e Butte voller Aarde steigt er auf sein Heiter
Reit domit sein Wengert nauf, kümmt erscht racht schöä weiter! -
Dou racht steil wird jetzt der Pfood; un es schnauft un blöst dar Gaul
Bleit noch jeden Schritt gleich stänn, - Herrschoft, is daar Heiter faul!
Wie der nochher gar sou tut, do schennt er sei Stute
„Luder du, wos krötzte denn?   iich trog dou die Butte!
,K. Schneider, München


 

 

Hammelburger Weinlagen – 1560

Die  Liste der Beerhüter, welche der  Hammelburger  Stadtrat für 1560 aufgestellt hatte, gibt uns ein Bild davon, wie der Weinbau doch seitdem zurückgegangen ist.
Wir lesen darin folgende Weinlagen: Am Hammelberg, Rode, Röder, Eschenthal - Am Gomersberg, Offenthal, Herolds- und Geilesberg, Am Viehweg - Theresthal, Uebersala, Trauterthal, Frohnbühel- Schweinthal, Heidlosgruben, Sintersberg, die Buchen-Gansthal, Schneid, Seeberg, - Weiherstor, Bronnberg, Steinthal, Liebenthal, Seuberg, Altenburg, manchen Hang also, an dem heute keine Traube mehr reift! Heute sind ingesamt 40.22 ha im Ertrag.
Nach II. Ullrich

Vom Weinbau in Hammelburg

Die erste Aufzeichnung, welche vom Weinbau in Franken berichtet, ist die des Klosters Fulda, als es 770 die Orte Münnerstadt und Halsheim mit ihren Weinbergen erhielt. Nur wenig später, in der Urkunde über die Schenkung des Hamulo-Castell durch Karl d. Gr. an den Abt Sturmius von Fulda, also 777, ist von Hammelburger Weinbergen zum ersten Mal die Rede. In einer Aufzählung der Hammelburger Fluren um 800 nennt Doell in seiner Chronik neben 20 Herrschaftsgütern, 200 Huben, 1011 Joch Feldes und 400 Morgen Wiesen auch 8 Weinberge, von welcher Zahl auch noch im 12. und 13. Jahrhundert die Rede ist. Wenn man die alte Ueberlieferung damit in Verbindung bringt, daß die ersten Weinberge am Sturmiusberge über Diebach gelegen seien, daß damals der ganze Buckel ein einziger Weingarten gewesen sei, so könnte das schon der geschichtlichen Wahrheit entsprechen. Auch die Saalecker Reben dürften schon früh zu Ansehen gelangt sein, abgesehen davon, daß man dort den Anspruch erhebt, zuerst den Wert der „Edelfaule" erkannt zu haben. Sicher ist auch, daß der Weinbau an den klimatisch günstigen Hammelburger Kalkhängen mehr und mehr an Ausdehnung gewann, wobei ein Höhepunkt - parallel mit dem Handwerk - ins 16. Jahrhundert zu verlegen ist. Damals scheinen alle Kreise, Bauern, auch Handwerker, Kaufleute und Beamte im Besitz eigener Weinberge gewesen zu sein, im ganzen etwa 235 Familien. Mehr als 1000 Morgen sollen vor dem 30-jährigen Krieg mit Reben bestockt gewesen sein und selbst der Rückschlag der langen Kriegszeit muß bald aufgeholt worden sein, da 100 Jahre später schon wieder 900 Morgen bepflanzt waren.
Für die starke Beziehung des Bürgers zum Weinbau haben wir aus dem späten 16. Jahrhundert ein litterarisches Dokument: die unter dem Titel „Hierampelos" gesammelten, 1585 in Schmalkalden gedruckten Predigten des Hammelburger Prädikanten M. Georg Horn, welche die Phasen des menschlichen Lebens mit den jeweiligen Abschnitten der Weinbergarbeiten in Beziehung bringen.
Für den Handel mit den überschüssigen Weinmengen kamen meist Juden in Frage; sie setzten arme Häcker in schlechten Weinjahren oft stark unter Druck und es ist wohl nicht unrichtig, wenn man das Entstehen der Hecken-wirtschaften darauf zurückführt, daß die bedrängten Häcker mit dem Ausstecken des Tannenwedels sich zunächst gegenseitig zu helfen suchten, wenn die Gläubiger drängten. Weiter fand der Wein immer seinen Weg in die Rhön, nach Sachsen und Thüringen und nach Hessen, besonders in die Fuldaer Gegend.   Die Stadt verlangte aber für jedes verkaufte Fuder eine Steuer, den „Weindratz". Auch kaufte und verkaufte sie auf eigene Rechnung größere Mengen aus den Weinorten der Umgebung und lagerte sie in dem geräumigen Rathauskeller. Es gab 2 Ratsschänken: die eine mit Eingängen vom Markt und vom Langen Graben her (das Schild ist noch zu sehen) befand sich im Grundstück Mahler, die andere war die Stadtherberge „Zum grünen Baum" (mit dem Hutten-Kruzifix, Bahnhofstraße 34), in denen der günstig eingekaufte Wein ausgeschenkt werden durfte. Bei feierlichen Gelegenheiten wurde, wie aus Rechnungen ersichtlich, mit dem Stadtwein nicht gespart. Der Reinverdienst aus dem Weingeschäft der Stadt soll trotzdem in manchen Jahren bis zur Hälfte der ganzen Einnahmen betragen haben.
Von den Rebgärten, welche den Fürstäbten in Hammelburg gehörten, ist zu sagen, daß die 8 genannten Weinberge zunächst lange Zeit unvergrößert blieben. Erst der betriebsame Salentin von Sinzig, Burgherr auf Saaleck, erweiterte sie um 5 Morgen. Um 1750 kamen weitere 20 Morgen hinzu, wodurch sie auf insgesamt 40 Morgen angewachsen waren, der „Hainberg" war auch mit einer Mauer umgeben worden. Weitere 10 Morgen der Lagen des Waltersthales wurden 1763 dem Saalecker Weingut angegliedert. War in der ersten Zeit, bis etwa 1630, der Most in den Saalecker Burgkellern gelagert und zum größten Teil auch hier verbraucht wurden, so brachte man ihn später - besonders nach dem Neubau des Roten Schlosses - zum Ausreifen in die dortigen großen Kellereianlagen, die nun eine Aufnahme bis zu 750 Fuder im „Oberen, Langen und Mittleren" Keller gestatteten. Auch Johan-nisberger Wein, 1763 allein 250 Hektoliter, zu Schiff hierher verladen, waren hier gelagert. Der Kellereibüttner hatte das verantwortungsvolle Amt der Pflege des Weines; seine Wichtigkeit wurde dadurch unterstrichen, daß ihm außer angemessenem Lohn noch jährlich ein Hofkleid zustand. Die Einnahmen aus den Weinverkäufen der Hofkellerei flossen in die „geheime Kabinettskasse" des Fürstabtes.
Nach dem Übergang der Ämter Hammelburg und Brückenau an Bayern nutzte der Staat noch 52 Jahre lang das Weingut als Staatsdomäne. Die besseren Möste lagerte man dann gewöhnlich einen Winter in Hammelburg, um sie darauf in den Würzburger Hofkeller zu bringen. 1868 wurde das Gut an private Besitzer veräussert (an Vornberger und Rauch, für zus. etwa 20000 fl.). Nach weiterem mehrmaligen Besitzwechsel haben die Weinlagen des ehemals fürstlichen Weingutes in den letzten Jahrzehnten unter der verdienstvollen Arbeit des Dipl. Landwirtes Junghanns ihren Ruf so ausgezeichnet erhöht, daß sie unter den mainfränkischen Spitzenweinen rangieren, besten Absatz haben und mehrfach mit dem Weinsiegel ausgezeichnet wurden.
Fragen wir nach dem Schicksal der anderen Hammelburger Rebgarten und der des Kreises, so müssen wir leider feststellen, daß am Ende des vorigen Jahrhunderts mehr und mehr Weingärten aufgelassen wurden, sodaß ihr Bestand fast auf die Hälfte zurückgegangen war. Bei fehlender Aufklärung über den Wert einer guten Pflege von Reben und Mosten wurde die wirtschaftliche Lage der kleinen Winzer, besonders nach Mißernten, denkbar schlecht. Der Mann, welcher in dieser Situation grundlegend Wandel schuf, war ein junger Kaplan, der spätere Stadtpfarrer Martin. Er gründete 1903 den Darlehenskassenverein und, nach eingehendem Studium ähnlicher Genossenschaften in der Pfalz, den Winzerverein. Die Bauernvereinszentrale, Staatszuschüsse und die Überlassung der Schloßkellereien halfen dem jungen Unternehmen,- die Erträgnisse stiegen und man kann heute sagen: die Gründungen Martins, welche 1953 ihr 50. Jubiläum feiern konnten, waren ein Erfolg, der die unvermeidlichen Mißjahre allmählich unwirksam werden ließ. Hand in Hand mit der wirtschaftlichen Besserung ging die entsprechende Aufklärung der Mitglieder über Sorten, ihre Kultur und die Kellerpflege, welche auch den Winzervereinssorten im Saalegebiet ihren Ruf sichert.
Es wäre noch manches zu sagen von den Hybriden, den Pfropfreben, den Erwerbungen im Trautlesthal und der „Übersaal als Reichsrebschnittgärten. Die gesamte Weinbaufläche in Hammelburg hat, ohne Saaleck,
heute 40,22 ha erreicht. In der Landwirtschaftschule wird unter der Anleitung von tüchtigen Fachkraften mit Unterstützung der staatlichen Stellen alles getan, um einen fortschrittlichen Winzernachwuchs heranzubilden.
Die jährlichen Weinproben beweisen eine erfreuliche ständige Gütemehrung der Saaleweine, die sich einer der ältesten Traditionen erfreuen und sie auch bis heute gewahrt haben.
Nach H. Ullrich.
56-2-1


 

 

Weinorte und Weinlagen im Bezirk Hammelburg

Aus der Feder des weinkundigen Würzburger Redakteurs Heribert Schenk erschien vor einigen Jahren im Fränkischen Weinjahrbuch unter dem Titel „Wein-ABC" eine bemerkenswerte Übersicht über fränkische Weinorte und Weinlagen. Wir haben auf den folgenden Seiten die Weinorte und Weinlagen unseres Landkreises durchwandert und dabei, gestützt auf Unterlagen, weldch uns die Gemeinden zur Verfügung stellten, auch dem Geschichtlichem Raum gegeben. Damit tritt so mancher Hang und so manche Flur wieder ins Blickfeld, auf denen - leider - längst keine Rebe mehr blüht und reift.
Die Ordnung der Notizen ist erfolgt nach der Größe der Flächen, welche heute noch im   Ertrag  stehen.   Der Geschichte und den Weinlagen der Kreisstadt sind an anderer Stelle besondere Abschnitte gewidmet. Den Kranz der Landkreisorte eröffnet dann mit über 20 ha Anbaufläche

Ramsthal

Schon 1122 erwirbt das Kloster Aura ein Gut mit Weinbergen zu Ramsthal für 20 Pfd  Silbers.
1412 werden als Streitobjekt die Bickenbachschen Güter zu R. genannt mit Weingärten am Metteldörfer Seiloch, am Enkfirst und am Hauben. 1435 wird ein Huttensches Beneficium mit Weingärten in der Langenleiten und im Falbental gestiftet, dgl. im St. Cleß (= Klausen), dem Urbansweinberg, seit 1690. Eine von 13 Personen gepflogene pfarrerlose Urbansprozession, nach der der Ertrag dieses Weinberges an Urbani vertrunken wurde, hat die kirchliche Obrigkeit dann als Unfug abgestellt. Der Weinberg im St Cleß wurde an die Pfarrei gegeben, die dafür jährlich eine Messe pro fundatore zu celebrieren hatte. (Nach Wieland, Euerdorf.) Heute sind in der Ramsthaler Markung noch 20.45 ha im Ertrag und die bekanntesten, z.T. uralten Lagen sind: Schäffthal, Lange Leite, Magenthal, Singenberg, Fallenthal (Falbenthal), St. Klausen, Altenberg, Sinnberg und Burgleite

Langendorf

Die Dorfchronik berichtet: Kirchweihwein: „Unser gnädiger Herr und Fürst hat Macht, auf Sankt Veits abends unserer Kirchweih ein Fuder Wein durch seinen Schultheißen auszuschenken, und ob er nicht aufginge, so soll 14 Tage davon schenken und hernach jedem Hausgenossen seinen Theil ins Haus schicken". Die gute alte Zeit! Über den Zehnt wird beberichtet: „Hat unser gnädiger Fürst und Herr von Würzburg auf solcher Markung den 2. Teil und ein ehrwürdig Domkapitel zu Würzburg den dritten Teil an Weinzehend" Später: „Thüringer Ochsengespanne haben jedes Jahr von der „berühmten guten Lage am Rosenberg" ihre Moste abgeholt und nach Thüringen und Sachsen verbracht und verkauft." Wir lesen über die Mostpreise: „Im Jahre 1720 kostete der Eimer Most 24 Batzen = 120 Kreuzer oder 2 Gulden. 1727 wurde vom Juliusspital Würzburg mit den hessischen Schuldnern abgerechnet für die rückständigen Zinsen von I722 mit 26 Batzen, vom Juliusspital wurde öfters Most entgegengenommen, der Eimer zu 2 Gulden." Heute sind noch 12,38 ha bestockt; in den Lagen: am Treppberg, Rödel, Grund, Trockenbach, Himmelspforte und Kuhn.

Sulzthal

Schon im Jahre 1097, als der Name Sulzthal zum ersten Mal auftaucht, ist in einer Schenkungsurkunde, die am 2. September von Kaiser Heinrich III. bestätigt wurde, von 4 Weinbergen im Sulzthal die Rede. Bei der Stiftung des Klosters Aura a. S. durch den hl. Bischof Otto von Bamberg wurden 1122 dem Kloster Aura zu Sulzthal 8 Mausus (Huben) Weinberge überlassen. Da ein Mauso 30 Morgen umfaßte, entsprach dies 240 Morgen oder 48 ha, was für die Bedeutung des Weinbaus seinerzeit spricht.
Das Kloster Aura hatte bis zu seiner Auflassung 1564 den Weinzehnt einzuheben. Der Zehntwein wurde in den Kellern innerhalb der Kirchenburg gelagert. Als Maß galt der Henneberger Eimer, der um 6 Maß a 1,22 Ltr. größer war, als der Würzburger Eimer. Weinverkäufe durften nur vom örtlichen Eichmeister, meist dem Messner, gemessen werden. Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war Sulzthal ein ausgesprochenes Häckersdorf. 1849 wurden noch 240 Morgen (48 ha) Weinberge gezählt, sodaß sich der Bestand in über 7 Jahrhunderten kaum verändert hatte. Erst ab 1854, infolge Neubaues einer Bergstraße und der Erschließung der Gemeindeflur für den Getreidebau ging der Weinbau zurück, besonders 1905, und war durch die Totalfröste der Jahre 1925, 1926 und 1927 zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Nur wenige Neuanlagen wurden in den letzten Jahren bepflanzt. Die derzeitige Fläche beträgt noch 7.14 ha. An Weinlagen werden genannt: Bug, Ermsthal, Kappberg, Frohnberg, Brachwinkel, Triberg.

Machtilshausen

Das Weindorf Machtilshausen liegt 2?0 m hoch, 30 m höher als die Saale, in einem von SO nach NW ziehenden geschützten Tale, zwischen dem Kreuzberg und dem Wacholderberg. An den sehr steilen Südwesthängen gedeiht ein blumiger Wein, der viele Ausflügler anzieht. Aus-gezeichnete Lagen sind: Schoberäcker, Kirchberg, Lumpengrübe, Seicht, Altenberg, Stenich, Sommerleiten und Heiligenberg; sie geben dem Wein seine besondere Eigenart. Die noch mit Reben bebaute Fläche beträgt 9,62 ha.

Schloßgut Saaleck

Von  der weit zurückreichenden geschichtlichen   Entwicklung der ehemals fürstäbtlichen Weingärten des Guts Saaleck ist ausführlich im Abschnitt: „Vom Weinbau in in Hammelburg" die Rede. Hier sollen  ergänzend nur einige Tatsachen des heutigen Standes vermerkt werden. Die bebaute Gesamtfläche beträgt heute noch 8,9 ha. Die Lagen Walterthal mit 3,51 ha und Liebenthal mit 4 ha liegen öd; am Schloßberg werden 1,10 ha mit Reben neu bestockt. Außer den bereits genannten Lagen sind im Ertrag: Abtsberg, Fürstenberg, Bischofsberg, Steinberg und Pfaffenberg. Mit dem "Saalecker" verbindet sich heute wieder der Begriff einer über 1100 Jahre alten Tradition im Weinbau, die sich mit neuen Erkenntnissen verknüpft. Denn Saaleck baut im Frühjahr 1956 eine Frostschutz-Beregnungsanlage. Das Wasser wird dabei aus dem Tal in ein Speicherbecken gepumpt, das auf der Höhe 5500 cbm Wasser sammelt, um durch eine Beregnungsanlage 10 ha Weinberge berrieseln zu können. Damit können im Mai noch Spätfröste bis 5-7 Grad unter Null abgewehrt werden; selbstverständlich kann man mit der Anlage auch in Trockenperioden anfeuchtend beregnen. Planung und Bauleitung hat das Wasserwirtschaftsamt. Es ist dies die erste derartige Frostschutzanlage in Franken, die bei Bewährung beispielgebend wirken dürfte.

Wirmsthal

Der Chronist meldet, daß Wirmsthal einst der reichste Ort der großen Zent Aura war und von den dortigen Benediktinern seines feurigen, blumigen Tropfens wegen sehr bevorzugt wurde. Ein Besuch der frommen Herren war immer eine teure Sache; denn die Wirmsthaler hatten zwar die Ehre, den Tisch festlich zu decken, bekamen aber keinen Heller. War das Fürstenmahl nicht zu halten, so mußte die Gemeinde dem Amt 200 Fechser abliefern oder soviel Geld, wie die Zehrung gekostet hätte. In der geographischen Beschreibung des Untermainkreises vermerkt Adam Götz 1824 vom Wirmsthaler: „Der beste Saalewein im Bezirk!" Ein altes Herrla, das nun schon 25 Jahre das Zeitliche gesegnet hat, erzählte von 1868 und 69 als „so vollen Herbsten, daß alle Fässer und Gelten nicht reichten." Lagen: Scheinburg, Gans, Ilm, Grund, Altenburg, zusammen 8,42 ha.

Fuchstadt

Die Lagen: Kirchberg, Rübenhöll, Bartenthal, Gräfenberg und Bende waren vor 50 Jahren vollständig mit Weinbergen angelegt. Nun sind fast 95 Proz. der Weinberge eingegangen. Erst seit den letzten 10 Jahren wurde wieder mit Neuanlegung begonnen. Durch die Verödung der Weinberge ist auch die altherkömmliche „Urbanusprozession" in Wegfall gekommen. Der Hl. Urban wird hier als Schutzpatron der Weinberge sehr verehrt. Damit der alte, fromme Brauch nicht vergessen wird, soll die Prozession in diesem Jahr erstmals wieder stattfinden, und zwar, wenn die Traubenfrucht sichtbar ist. Die Statue des Hl. Urban wird dabei von 4 Winzern mitgetragen.

Westheim

Der nordwestliche Teil der Westheimer Markung war ehemals fuldischer Besitz. Es wurden die Steilabhänge am Oettl und Altenberg schon frühzeitig mit Reben bepflanzt. Als nach dem Bauernkrieg das Dorfgericht wieder „in Gang gesetzt" wurde (1532) wurden die Würzburgischen und Fuldischen nach „gehabter Leistung" ausgiebig mit Westheimer Wein bewirtet.
Bis zum Jahre 1905 wurden in der Westheimer Markung rund 40 ha Rebfläche bewirtschaftet. Die östlichen Abhänge des Hammelberges (Röthe und Sauberg), der Oettlberg mit den 3 Seitengründen, Altenberg, Hegestall, Wieden, Weiden und Längberg sind im alten Plan der Markung als Weinberge bezeichnet. 1904/05 vernichtete die Peronospora große Bestände. Ein großer Teil der Weinberge (Röthe und Sauberg) wurden Ackerland, die steilen Abhänge am Altenberg und Wiedenberg aufgeforstet,, außerdem blieben in den letzten Jahren zahlreiche Weinberge ohne Pflege liegen und wurden Ödungen. Der Ausfall der reichen Herbste wirkte sich bei den hiesigen kleinbürgerlichen Betrieben sehr nachteilig aus. Die Westheimer Winzer verkauften ihr Gewächs meist von der Kelter weg an Gastwirte aus der Vorderrhön. Heute stehen etwa noch 7 ha Rebfläche im Ertrag, mit meist gemischtem Besatz. Die besten Lagen sind Röthe und Oettl mit Heugrund.

Engenthal

Engenthal ist seit seinem Bestehen ein Weinort. Die nördliche Seite von Engenthal war früher ein 15 ha großes Weinland. Die Weinjahre 1858-59/60 dürfen nicht vergessen werden. Es fehlten die Fässer, den Most einzubringen. Die Trauben wurden schlecht ausgekeltert und die Trester ins Scheunentenn geworfen, wo alsdann der edle Saft hinausfloß. Trotz der zähen Ausdauer der Winzer konnte ein großer Teil der Weinberge nicht erhalten bleiben. Nur wenige Leisten überstanden die schweren Jahre; von den 15 ha stehen heute nur noch 4,38 ha im Ertrag. Weinlagen: Schloßberg, Kirchberg, Ditzenberg, Mönchberg.

Diebach

Die Benediktinermönche legten viele Weinberge an und förderten die Winzerei. Der Sturmiusberg erinnert noch heute an den gleichnamigen Abt von Fulda, der am Südabhang die ersten Weinberge anlegen ließ. In den folgenden Jahrhunderten hob sich der Weinbau immer mehr und erreichte wohl im 17. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Damals war der Sturmius bis zur heutigen Bahnstrecke und auch der Osthang des Römersberges mit Reben bepflanzt.
Auch in der hiesigen Wehrkirche bezeugt die im 15. Jahrhundert errichtete spätgotisch-thüringische Plastik St. Urbans die Blüte des damaligen Weinbaues. Das Winzerbrot war damals wie heute ein hartes und ungewisses, denn oft vernichteten Fröste bie ganze Ernte. Im 1. und 2. Weltkrieg mußte die Rebfläche zugunsten des Getreides erheblich eingeschränkt werden, sodaß heute nur noch ein kleiner Teil des Sturmius (3.85 ha) Reben trägt.

Trimberg

1308/58 werden Weinberge zu Trimberg erwähnt. In Urkunden des 15. und 16. Jh. werden als zum Freihof der Linsenburg gehörig 17 Morgen Weinberge genannt. Die Pflege der Weinberge oblag, seitdem der Besitz stiftisch geworden war, dem Amtmann ob. Es standen ihm dafür 2 Fuder Weines zu. Im 16. Jahrhundert gehörten zum Trimberger Amtsgut 28 Morgen Weingarten unter dem Schlag, 7 Morgen Weingarten am Gehrsberg, über der Saale, wovon allerdings 1/4 mit Gestrüpp bewachsen verödet lag. Als Weinbergslagen werden früher genannt: an der Kühnentur, am Kirchpfad, an der Meydeburgen, am Gerne, am Rotenthal und in der Schybe. Interessant ist auch ein Besitzer Kuno „von dem Rebstocke" um 1317. Heute sind in Trimberg nur noch 3,12 ha bestockt und als Lagen werden benannt: Alte Eller, Rotberg und Mauers.
Von Feuerthal, dem beliebten Weinziel der Hammelburger fehlen uns leider nähere Angaben, außer, daß es heute noch eine Fläche von 2,94 Hektar Weinberge bebaut. Auch von Pfaffenhausen haben wir nur die Gesamtertragsfläche von 1,76 ha, die mit Wein bestockt ist.

Elfershausen

Der Schwedenberg war das Hauptweingebiet von Elfershausen, da seine Hänge den ganzen Tag über sonnenbeschienen sind. Er wird in folgende Abschnitte eingeteilt: Lehmgrube (obere Kapelle), Eiches, Böden, Am Berg, Schäferstein, Sauerberg und Röthen, d. s. die Weinberge am Ostabhang. Um 1850, als der Weinbau besonders blühte, haben die Gärten bis an die Saale gereicht; diese unteren Lagen seien jedoch dem Getreidtanbau gewichen. Als nach 1850 die Peronospora auftrat, befahl die Regierung das Spritzen mit Kupfervitriol; da man aber vielfach nur mit Kalk spritzte, ging der Weinbau stark zurück. 1904 war die letzte nennenswerte Ernte. Seit 1920 zählt man nur noch 8 Weinberge, darunter ein alter, dicht am Alpengarten der Naturfreunde. Hier soll es den besten Tropfen gegeben haben, am „Sauerberg" den sauersten. Einen bedeutenden Weinbergsbesitz hatten die Elfershäuser gegen Feuerthal am „Mönchsberg", der wohl  zum Mönchshof,  Hs.-Nr. 125 gehörte, ein anderes gegen Thulba zu am Rothzeller Berg, den sogen. Schaffes-Weinberg. Heute sind nur noch der Schwedenberg, der Zimmerberg und Rotzell bestockt, mit zusammen 0,91  Hektar.

Euerdorf

Es ist ein tragisches Schicksal, daß im Markt Euerdorf, der seit Jahrhunderten die Weinreben im Wappen führte, der Weinbau, der ehemals den Haupterwerb des Ortes ausgemacht hat, heute ohne Bedeutung ist. Es werden 1313 schon 7 Morgen Wein als hennebergisches Lehen genannt. 1328 hat die Pfarrkirche Neustadt Weinbergrechte an der Furtmühlen, Stüwe, am langen Strick und am Vigesthal, an dem Meydebrünn, Barten und am Schelmenthal; zus. 18 Morgen.
1454 wird zwischen Euerdorf und Sulzthal ein Streit wegen einiger (es sind 13!) Weinberge am Hardberg geschlichtet. 1537 werden erwähnt Weinberge in der Pfann, auf dem Weißthal, am Schelmberg und am Falbenthal; 1638 solche am Goldberg, in der Winterleiten und am Koppelberg bei Sulzthal.
1599 liest man von einer Schenkstatt, welche die Gemeinde an einen Wirt verpachtet hat, der von jedem Fuder (!) verzapften Weines 3 Ortsgulden abzugeben hat.
Nachdem in jüngster Zeit auch die gegen Aura gelegenen Weinberge am Hahnenberg aufgelassen sind, bleiben nur die 0,4 ha Lagen am Haarberg als Überrest unzähliger Weingärten, die noch 1895 14 ha Fläche umfaßt hatten. (Nach Adelmann, Amrhein, Christl, Diez, Junghanns, Knauschner, Repa, Schlereth u. a.)

56-2-202


Der Rückgang der Weinbauflächen

Eine Aufstellung der Weinorte des Kreises mit den Weinbauflächen seit dem Jahre 1895 läßt deutlich die Schwankungen zwischen anbauwürdiger Flache und der tatsächlichen angepflanzten Rebfläche erkennen. Diese Zusammenstellung konnte ich mit Hilfe der Beamten des Finanzamtes - Abteilung Weinbau - ermitteln. Wir können ersehen, daß viele Weinorte, welche im Mittelalter genannt wurden, seit dem Jahre 1895 keinen Weinbau mehr aufzuweisen haben, so z. B. die Ortschaften Aura a. d. S., Frankenbrunn, Morlesau, Oberthulba, Thulba und Waizenbach. Außerdem ist der Weinbau in manchen Ortschaften heute schon fast ganz verschwunden, wo dieser vor 50 Jahren eine noch ganz beachtliche Bedeutung als Wirtschaftszweig hatte.

Die Weinbaufläche im Kreis Hammelburg nach Gemeinden
in Hektar

 

1895
anbw.
Fläche

angeb. 1920
anbw.
Fläche
angeb. 1955
anbw.
Fläche
angeb.
Diebach 10. 12.5 12 14 5 3.85
Elfershausen 20 20 21 25 7 0.91
Engenthal - - 10 18 14 4.38
Euerdorf 16.5 14 - - 10 0.4
Feuerthal 110.0 13.7 8 12 5 2.94
Fuchsstadt ? ? 18 18 8.4 5.44
Hammelburg 147 147 80 85 60 40.22
Langendorf 18 22 18.2 15.24 15.2 12.38
Machtilshausen 17 24 14.4 14.4 18 9.62
Obererthal ? ? 19.5 30.25 11.2 0.79
Obereschenbach 31 42 17 16.4 15 -
Pfaffenhausen 18 18 9 8.16 3 1.76
Ramsthal ? ? 29 32.42 29.8 20.45
Sulzthal 50 50 31 27.4 11 9.21
Trimberg 12 10.4 8.15 7.1 4.5 3.12
Untererthal 3 2.42 3 2.16 1.2 0.61
Untereschenbach 16 14.5 10.5 9.5 2 0.15
Westheim - - 5 7.12 6.1 5.26
Windheim 4 5 4.2 3.55 1.4 0.19
Wirmsthal 11.35 11.35 10 10.25 11 8.42
Zusammen 414.85 441.87 327.95 355.95 220.8 129.4

 
anbw. - die Fläche, welche nach einem Schätzerausschuß geeignet und dabei in einem für den Weinbau entsprechenden Kulturzustand ist.
angeb. - die Fläche, die tatsächlich angebaut war und ist.

Die Schwankungen ergaben sich nach den Angaben in den einzelnen Jahren durch die Weinernten. Die heute als anbauwürdig angegebene Fläche dürfte nicht ganz stichhaltig sein. Wir können eine größere anbaufähige gut annehmen.
Wie aus der Tabellenübersicht der letzten 55 Jahre zu ersehen ist, hat die Anbauflache der Weinreben in den letzten Jahren einen sehr starken Rückgang genommen. Die Ursachen des Rückganges dürften verschiedener Art sein, z. B.
Das Auftreten von neuen Schädlingen nnd Krankheiten,
Der nicht immer rentable Preis,
Die Geschmacksrichtung des Verbrauchers,
Einfuhr von billigen Weinen aus anderen Ländern,
Das billigere Bier,
Zu hohe Bebauungskosten.
Entscheidend ist aber der Mensch mit seiner Arbeitskraft. Und weil der Winzer, in Hammelburg Hacker genannt, sehr arbeitsam ist und mit Fleiß sich abmüht, trägt er den Hauptteil zu der Erhaltung des Weinbaues bei. Es mögen in den letzten 50 Jahren klimatische Verhältnisse auch mitgespielt haben. Durch das Auftreten von neuen Krankheiten und Schädlingen war der Mensch dieser Widerstände nicht mehr ganz Herr
geworden. Dies ist aber noch längst kein Grund zum Aufgeben. Die Praxis zeigt uns, daß auf der einen Seite ein wunderbarer und gepflegter in Wuchs und Behang gut dastehender Weinberg zu finden ist, auf der
anderen Seite ein kümmerlicher oder gar eine Wildnis. Auf den Steillagen des Saaletales gedeiht die Rebe am besten und somit müßte alles daran gesetzt werden, diese günstigen Lagen auszunützen.
Das Klima hat sich nicht wesentlich verändert, der Boden ist derselbe und somit muß der Kampf mit den Naturgewalten aufgenommen werden. Mit Erfolg wird dem Winzer gelohnt werden, wenn er Schädlinge und
Krankheiten, Düngung und Bearbeitung kennt und den Ratschlägen der Wissenschaft Folge leistet
.Peschka.

Das Sonderheft .,Weinbau 2/56" ist ein Gruß an die Teilnehmer des Fränkischen Winzertages  1956   in  Hammelburg.    Einige  Beiträge,  z. B    , Alte Weinbau-Urkunden" von Konrad Peschka erscheinen aus Raummangel im folgenden Heft. Umschlag und Linolschnitt auf Seite 3 und 9: Karl Brandler.

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