Hammelburger Geschichte(n)

Königsreise

Allgemene Freude machte sich geltend, als sich sichere Nachricht verlautete, Seine Majestät König Ludwig II. werde die vom Kriege heimgesuchten Gegenden Unterfrankens besuchen. Die Stadt Hammelburg hatte am 20. November 1866 die hohe Ehre dieses Besuches, nach Kräften ihre Häuser im schönsten Festesschmucke erscheinen zu lassen. Vor dem oberen Thore gegen Kissingen, woher Seine Majestät kamen, war eine Ehrenpforte errichtet, und recht geschmackvoll und sinnig ausgestattet. Über dem Hauptbogen war ein großes bayerisches Wappen angebracht; unter diesem standen die Worte: „Gruß Ihrem königlichen Herrn die getreue und dankbare Stadt!“ Ueber dem Seitenbogen befanden sich das fränkische und das Stadt-Wappen. Das Ganze gewährte einen imposanten Anblick. Die ursprünglich auf 8 Uhr Morgens bestimmte Ankunft Seiner Majestät verzögerte sich bis Mittag ½ 1 Uhr. Der Stadtmagistrat und das Collegium der Gemeinde-Bevollmächtigten waren vor dem Oberthore bei der Ehrenpforte zur Begrüßung des geliebten Landesvaters versammelt. Glockengeläute und Böllerschüsse verkündeten endlich der freudig harrenden Menge das Herannahen Seiner Majestät. Bei Allerhöchst dessen Ankunft überbrachten weiß und blau gekleidete  Mädchen Kränze und Blumen. Vier derselben trugen, vom Ortspfarrer vorgeführt, Begrüßungs-Gedichte vor, welche Seine Majestät allerhuldvollst und mit sichtlicher Freude anzuhören geruhten. Vor dem Hotel „Zur Post“ waren die königlichen Beamten zur ehrfurchtsvollsten Begrüßung Seiner Majestät aufgestellt. Seine Majestät stieg im Hotel „Zur Post“ ab, woselbst Bezirksamtmann Schalk und Bürgermeister Rinecker von hier in Audienz empfangen wurden. Auch der dekorirte Fahr-Canonier Georg Demar von Hundsfeld wurde vorgelassen und königlich beschenkt. Nachdem sich Seine Majestät über die Verhältnisse Hammelburgs, über dessen Kriegsschaden, über die Zahl der abgebrannten Gebäude, über Behandlung und Pflege der hier gewesenen und noch da befindlichen Verwundeten ec. auf's Eingehendste erkundigt hatte, sicherte Allerhöchstderselbe zum Schlusse der Audienz Seine königl. Huld und Wohlwollen Seiner treuen Stadt Hammelburg zu, und versprach für die nächsten Jahre einen längeren Besuch, da für diesmal die Zeit sehr kurz zugemessen sei. Durch den kgl. Reise-Marschall und Oberstallmeister Seiner Majestät, Grafen v. Holnstein, wurde dem Bürgermeister das namhafte Geschenk von 1000 fl. aus der königlichen Kabinetskasse überreicht mit der Bestimmung zur Vertheilung an die Armen der Stadt Hammelburg. Seine Majestät setzten nach ungefähr 3/4 stündigem Aufenthalte unter dem begeisterten Hochrufen der zahlreich versammelten Bevölkerung die Reise über Gemünden nach Aschaffenburg fort.

© Hammelburger Geschichte 2023. Design by divohab

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.